SPACs

Definition

Unter einem SPAC, ausgeschrieben Special Purpose Acquisition Company, versteht man einen sogenannten Börsenmantel. Ein SPAC stellt somit eine leere Börsenhülle dar, die einzig mit dem Ziel gegründet wurde, andere (nicht börsennotierte) Unternehmen zu übernehmen und deren Anteile an der Börse handelbar zu machen. Diese Form des Börsengangs unterscheidet sich vom klassischen Börsengang (IPO) vor allem darin, dass die Abwicklung weitaus schneller und günstiger vonstatten geht. Zudem bieten SPACs die Möglichkeit private Unternehmen, die finanziell möglicherweise noch nicht in der Lage sind ein klassisches IPO zu vollziehen, schnell und einfach an der Börse handelbar zu machen. Basierend auf diesen Vorteilen haben Börsengänge mittels SPACs in den letzten Jahren zunehmend an Beliebtheit gewonnen. So gab es im Jahr 2009 nur einen Börsengang mittels SPAC, 2020 waren es bereits 248 und im ersten Quartal des Jahres 2021 sogar 298. Der Hype um SPACs ist da. Doch wie läuft ein solcher Börsengang mittels SPAC eigentlich ab?

Ablauf

1) Errichtung des SPACs mit dem Ziel einen Börsengang durchzuführen

Im ersten Schritt wird der SPAC errichtet. Dies geschieht einzig mit dem Ziel diesen an die Börse zu bringen und private Unternehmen mithilfe des Börsenmantels aufzukaufen.

2) Durchführung des Börsengangs & Einsammeln von Kapital

Die Errichtung eines SPACs erfolgt meist durch einen oder mehrere Sponsoren. Diese sind dann die ersten Investoren des SPACs und übernehmen somit auch das Management dessen. Ihre Aufgabe ist es weitere Investoren an Bord zu ziehen und im nächsten Schritt ein geeignetes Unternehmen zur Übernahme ausfinding zu machen. Zunächst einmal wird aber über die Börse eine große Menge an Kapital eingesammelt, mithilfe dessen der SPAC ein Unternehmen übernehmen kann. Die Anleger, die dem SPAC ihr Kapital zur Verfügung stellen, wissen allerdings beim Tätigen ihrer Investition noch nicht, welches Unternehmen der SPAC übernehmen wird und ob dies in Folge zu einem Investmenterfolg für sie führen wird oder nicht. Das Risiko für Anleger ist in diesem Fall sehr hoch, hier gilt es vorallem auf den jeweiligen Sponsor des SPACs zu achten. Wenn dieser vertrauenswürdig und erfahren ist, ist die Wahrscheinlichkeit eines strategisch günstigen Investments mit Zugewinn für die Anleger deutlich höher.

Nachdem nun ausreichend Kapital von Anlegern eingesammelt wurde, legt der Sponsor dieses auf einem Treuhandkonto zu einem risikolosem Marktzins an und die Suche nach einem geeigneten Unternehmen zur Übernahme kann beginnen. Hierzu hat der jeweilige Sponsor des SPACs allerdings nur begrenzt Zeit. Innerhalb von zwei Jahren muss ein geeignetes Unternehmen zur Übernahme gefunden werden, ansonsten muss der SPAC wieder aufgelöst (rückabgewickelt) werden. In diesem Fall erhalten die Anleger ihr angelegtes Geld inklusive Zinsen zurück und der Erstsponsor geht leer aus. Daher ist dieser Fall aus Sicht des Sponsors möglichst zu vermeiden.

3) Übernahme eines privaten Unternehmens

Nach dem Einsammeln des Kapitals und der erfolgreichen Suche eines zu übernehmenden Unternehmens, muss die Fusion mit dem privaten Unternehmen, das der Sponsor gefunden hat, nun noch mit den Aktionären abgestimmt werden. Wenn diese zustimmen, kann das private Unternehemn vom SPAC übernommen werden.

4) Fusion des privaten Unternehmens mit dem SPAC

Mit der Fusion des privaten Unternehmens mit dem SPAC wird dieses zu einem öffentlichen Unternehmen dessen Anteile an der Börse erworben werden können. Die Anleger, die zuvor in den SPAC investiert haben, sind nun an dem übernommen Unternehmen beteiligt. Ebenso beteiligt sind natürlich die Altinvestoren des Unternehmens.

5) Die Anteile des übernommenen Unternehmens können nun öffentlich an der Börse erworben werden

Vor- und Nachteile von SPACs

Vorteile:

  • schnelle und kostengünstige Möglichkeit für Unternehmen sich an der Börse listen zu lassen (IPOs sind oft kostspieliger, beispielsweise erhalten allein die Emissionsbanken 6-8% des Emissionsvolumens)
  • Dem Unternehmen ist der Emissionspreis von vornerein bekannt.
  • Es gibt nur einen Verhandlungspartner, nämlich den Sponsor des SPACs. Im Gegensatz zu herkömmlichen IPOs vereinfacht das den Prozess.
  • Die Transparenz der Unternehmensübernahme ist höher als beim IPO, denn den Aktionären liegen bereits vor der Übernahme die jeweiligen Zahlen des Unternehmens, in das fusioniert werden soll, vor.
  • SPACs können von dem Wissen und der Expertise der Sponsoren profitieren.

Nachteile:

  • Wenn die Sponsoren des SPACs ihre Anteile kurz nach der Fusion verkaufen, ist es nicht möglich von ihrer Expertise zu profitieren.
  • Sponsoren des SPACs erhalten einen großen Teil der Aktien, verkaufen sie ihren Anteil nach einer Fusion, so kann der Aktienkurs fallen.
  • Durch die einfache und schnelle Listung von privaten Unternehmen an der Börse mittels SPACs kann es dazu kommen, dass Start-ups die von sich aus noch nicht bereit für einen Börsengang wären, verfrüht an der Börse gelistet werden.
  • Der Sponsor eines SPAC hat nach dessen Errichtung eine Frist von 24 Monaten, in der er ein geeignetes Unternehmen zur Übernahme finden muss. Neigt sich diese Frist dem Ende und es ist noch kein passendes Unternehmen gefunden, so steigt das Risiko, dass der Sponsor in eine zweitrangige Firma investiert, nur um den SPAC nicht auflösen zu müssen. Dies kann für die Investoren einen erheblichen Nachteil darstellen. Der Sponsor allerdings möchte in jedem Fall vermeiden, dass der SPAC rückabgewickelt werden muss, denn in diesem Fall würde er leer ausgehen. Daher ist hier besondere Vorsicht geboten.

Woran erkennt man, ob ein SPAC erfolgsversprechend ist?

Eine wirkliche Garantie für den Erfolg eines SPACs gibt es, wie auch bei allen anderen Investionsgeschäften, nicht. Allerdings lässt sich darauf schließen, dass ein besonders ausschlaggebender Erfolgsfaktor eines SPAC der jeweilige Sponsor ist. Einer Studie von McKinsey zufolge waren besonders diejenigen SPACs erfolgreich, deren Sponsor eine Person war, die bereits in einer herausragenden Führungsposition gearbeitet hat und daher ein gewisses Branchenwissen und Expertise mitbrachte. Diejenigen SPACs, die lediglich von Investoren geleitet wurden, haben in dieser Studie im Vergleich deutlich schlechter abgeschnitten. Die Vermutung liegt daher nahe, dass der Erfolg eines SPAC mit dem jewieligen Sponsor einhergeht. Kann man als Anleger auf die Expertise des Sponsors vertrauen, so ist das Investment in einen Börsenmantel durchaus risikoärmer. Dies liegt vorallem auch daran, dass Anleger beim Tätigen ihres Investments in den SPAC noch nicht wissen, welches Unternehmen der SPAC übernehmen wird. Oft ist dies selbst dem Sponsor noch nicht klar, hier wird lediglich ein Themenfeld abgesteckt. Daher ist es von immenser Bedeutung, dass man als Anleger Vertrauen in den Sponsor des SPACs hat.

SPACs in Deutschland

Die Übernahme privater Unternehmen durch SPACs ist vorallem ein Trend, der aus den USA stammt und sich dort großer Beliebtheit erfreut. Doch in den letzten Jahren ist der Hype um SPACS auch nach Deutschland übergeschwappt. Zu den bekanntesten Spacs zählen hierzulande Germany 1 mit einer Investionssumme von 250 Milllionen Euro und einem Börsengang im Jahr 2008 sowie Helikos, der im Jahr 2010 200 Millionen Euro einsammeln konnte. Besonders im Jahr 2021 ist Deutschland im SPAC Rennen vorne mit dabei, so gingen bereits im ersten Quartal Lakestar Spac I sowie 468 Capital mit einem SPAC an die Börse. Weitere Nachrichten zu SPACs findet ihr unter: https://www.startbase.de/tag/spac/

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